Der Fackellauf nach Solferino!
Gedenken an Henry Dunant
Seit 1992 erinnern tausende Menschen aus der ganzen Welt alljährlich am 24. Juni bei einem Fackelzug (italienisch = Fiaccolata) des Italienischen Roten Kreuzes von Solferino nach Castiglione delle Stiviere an die Anfänge der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung. Nach der Art eines Staffellaufs soll das „Licht der Hoffnung und Menschlichkeit“ von Rotkreuzgliederung zu Rotkreuzgliederung weitergereicht werden, bis es dann am 24. Juni Solferino in Norditalien erreicht.
Zu Ehren von Henry Dunant und im Gedenken an die grausame Schlacht ziehen jährlich tausende Rotkreuz-Freunde mit Fackeln durch die Straßen von Solferino. Mittlerweile ist dieser Friedensmarsch zur Tradition geworden, und viele Tausende von Rotkreuzhelfern aus der ganzen Welt nehmen jedes Jahr begeistert daran teil.
Wie bereits im Jahr 2022, nahm auch in diesem Jahr der DRK Kreisverband Suhl e.V. an diesem symbolischen Fackellauf mit haupt- und ehrenamtlichen Kräften teil.
Wir erhielten in diesem Jahr am 15.04.2023 die Fackel vom DRK Kreisverband Arnstadt/Ilmenau.
Die Übergabe sollte eigentlich von Boot zu Boot auf dem Herrenteich erfolgen, aber leider war dies wegen des anhaltenden Regenwetters nicht möglich. So musste ein wenig improvisiert werden, indem ein Schlauchboot zu Wasser gelassen wurde, welches mit 3 Kameraden bestückt, die Fackel ans Ufer brachte und so die Übergabe vollzogen wurde.
Tags drauf, trafen sich noch einmal Mitglieder des Ortsvereines, der 3 Bergwachten und Jugendliche aus der DRK Jugendhilfeeinrichtung des DRK Kreisverbandes Suhl im Rahmen des Lange Bahn Laufes, auf dem Friedberg im Schiesssportzentrum. Am Nachmittag erfolgte durch den Vorstandsvorsitzenden Herrn Jörg Naumann die Übergabe in Eisenach (Hohe Sonne), an die Hessischen Kollegen.
Etwas Geschichte - Die Schlacht von Solferino !
Dunant brauchte dringend mehr Land und zusätzliches Wasser für seine Mühlen. Mit der Absicht, die Bewilligungen dafür zu erlangen, machte er sich auf den Weg zu Napoleon III.. Mit dem Herrscher direkt zu verhandeln, war seine letzte Hoffnung. In Paris hörte er, dass der Kaiser mit einem großen Heer zu einem Befreiungskrieg in Oberitalien unterwegs sei. Dunant beschloss, den Kaiser Napoleon III. in Italien aufzusuchen.
Nach mehrtägiger Fahrt in Pferdekutschen kam er todmüde in Castiglione delle Stiviere südlich des Gardasees an. Dort bot sich dem 31-Jährigen ein grauenhaftes Bild. An Straßenrändern, auf Plätzen und in Kirchen lagen Körper an Körper verwundete Soldaten in verschiedensten Uniformen. Auf holprigen Karren wurden ohne Unterlass weitere Opfer hertransportiert. Dunant erlebte das Grauen des größten Waffengangs jener Zeit in seiner ganzen Brutalität.
Am Morgen des 24. Juni 1859 standen sich, von Osten und Westen herangerückt, je 150.000 Mann in Solferino gegenüber. Am Abend lagen 40.000 Tote und Verwundete auf dem Feld. Der junge Geschäftsmann vergaß seine ursprüngliche Mission und kümmerte sich um die Soldaten.
Er half, Schwerverwundete aufzuladen, verteilte den Rest seines Proviants und seiner Zigarren, sprach Mut zu und ließ Sterbende seine Nähe spüren. Am folgenden Morgen schickte er seinen Kutscher nach Brescia, um Verbandsmaterial, Lebensmittel und Raucherwaren einzukaufen. Er selbst kümmerte sich um Verwundete und Sterbende, zerschnitt seine mitgebrachten Hemden zu Verbandstoff, wusch schmutzige Wunden aus und reichte Durstigen frisches Wasser.
Professionelle Hilfe fehlte an allen Ecken und Enden, deshalb forderte Dunant Einheimische zur Mithilfe auf. Mehrere Frauen, Kinder und einige Männer halfen mit. „Sono tutti fratelli“ – wir sind alle Brüder – sagten sie zueinander und versorgten jeden Verwundeten ungeachtet seiner Nationalität.
Als Dunant erfuhr, dass die Franzosen österreichische Ärzte gefangen hielten, suchte er den französischen Herrscher auf. Er gestattete den österreichischen Ärzten an dem Hilfseinsatz teilzunehmen. Zusammen mit Dunant praktizierten diese Freiwilligen zum ersten Mal den Grundsatz des späteren Roten Kreuzes: dass alle verwundeten Soldaten neutral und somit gleich zu behandeln sind.
Im Juni 1859 gründete der Schweizer Henry Dunant aufgrund seiner erschütternden Erlebnisse von Not und Elend der verwundeten Soldaten gemeinsam mit Freunden in Genf das Internationale Rote Kreuz.
(Text : S.Keller/ DRK BW Suhl | Fotos: J.Naumann Vorstandsvorsitzender DRK Suhl)